Putto mit Hund & Putto mit Becher Putto mit Hund & Putto mit Becher
Putto mit Hund & Putto mit BecherPutto mit Hund & Putto mit Becher

Putto mit Hund & Putto mit Becher

Paar Skulpturen von Jan Pieter van Baurscheidt d. Ä. (1669-1728)

Sandstein

Maße: 92 cm und 90 cm hoch


 

 

Der Künstler Jan Pieter van Baurscheidt d. Ä. (auch: Baurscheit) wurde in Wormersdorf unweit Bonn 1669 geboren; Wormersdorf ist heute ein Teil der Stadt Rheinbach. Er begann eine Zimmermannslehre und kam schon in jungen Jahren nach Antwerpen, wo er sich umorientierte und der Bildhauer Pieter Scheemaeckers (1640-1714) sein Lehrer wurde. 1694 wurde er als Meister Mitglied der Lukasgilde zu Antwerpen. Einer seiner Söhne, Jan Pieter van Baurscheidt d. J. (1699-1768) wurde ein bedeutender Architekt. Baurscheidt wurde 1715 zum „Bildhauer und Architekten des Königs“ ernannt, nachdem er schon 1706 Prüfmeister („wardijn“) der Brabanter Münze geworden war. Ihm gehörte die Kommandantur von Mechelen, die Teil des Deutschordens war.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Büste des Königs Philip V von Spanien (1701; Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen), sieben Figuren vom Kalvarienberg in der Antwerpener Paulskirche, der Hochaltar in der Genter Michaelskirche, der Hochaltar in der Antwerpener Karthäuserkirche und der Rosenkranzaltar in der Antwerpener Paulskirche. Eine Reihe von Werken gibt es in den Koninklijke Musea voor Schone Kunsten van België in Brüssel und im Viktorian & Albert Museum zu London.

 

 

Putto mit Hund, die Treue

 

Die sprichwörtliche Treue des Hundes hat dazu geführt, dass der Hund als definierende Symbolfigur in Darstellungen der Treue vorkommt. In dieser im Sockel monogrammierten Sandsteinfigur („IPB 1 F“ – Jan Pieter Baurscheidt 1 Fecit) begleitet der Hund einen Putto, der so zur personifizierten Treue wird und als Tugenddarstellung gelten kann. Dass die Figur aus Sandstein ist, legt eine Verwendung als Park- oder Gartenskulptur nahe. Der Putto trägt auch eine Petschaft mit gravierten Wappen, das es noch zu identifizieren gilt. 

Das Problem, wie der Hund von einer Standfigur zu halten ist, ist raffiniert durch einen Baumstumpf mit Tuch gelöst, in dem gleichzeitig ein Fürsorgemotiv zum Tragen kommt. Der Baumstumpf ist durch seine Rinde nicht wirklich gut identifizierbar; es ist eine eher glatte Borke mit Querwellen, die auf eine Birke (Betulaceae) oder Buche (etwa Fagus sylvatica) schließen lassen könnte. Die stets anzunehmende Dimension des Symbolischen würde im Fall der Buche Geborgenheit, Abgeklärtheit und Weisheit ansprechen, im Fall der Birke Schutz oder Fruchtbarkeit. Beides ergänzte die Symbolik des Hundes.

 

 

Putto mit Becher, Bachant

 

 

In Richard Strauss’ „Heimliche Aufforderung“ heißt es: „Auf, hebe die funkelnde Schale empor zum Mund / Und trinke beim Freudenmahle dein Herz gesund“. Über die Herzgesundheit dieses Putto brauchen wir uns nicht zu sorgen, er trinkt fröhlich und gar nicht heimlich, erhebt einen Becher, einen anderen hat er schon geleert. Seine Toga ist schon etwas derangiert, an der Hüfte noch durch die Gürtelschärpe, eine Art Fascea, gehalten. Zwei Becher können auch zusammengehören, als Doppelbecher (Kredenzbecher) nämlich. Sie lassen in aller Regel auf mindestens zwei Personen schließen, weisen aber gern auf größere Gesellschaften hin. Sind beide Teile des Kredenzbechers unterschiedlich groß, ist der kleinere Teil der Damenbecher. Der größere Teil, der Herrenbecher, musste in der Regel in einem Zug geleert werden. Man kann davon ausgehen, dass der Putto schon den einen oder anderen Becher geleert hat, was bei einem Bacchanten, und um so einen handelt es sich hier, ja auch zu erwarten ist. Dazu gehört auch der erhobene Becher; dieser Erhöhungsgestus stammt ursprünglich wohl aus rituellen Opferzeremonien.

 

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Literatur

 

Adolf Jansen und Charles van Herck: J. P. van Baurscheit I en II. Antwerpsche beedhouwers uit des 18e eeuw, in: Jaarboek van de Koninlijke Oudheidkundige Kring van Antwerpen, (1942) 102-106 (auch als Buch erschienen).

 


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